Hosea 1

Text: Hosea 1,1 Der Prophet Hosea Einleitung Die Zeit, in welcher er geweissaget, gibt er selbst an, durch Benennung einiger Könige in Juda, allermeist aber des Königs In Israel, Jerobeams, des zweiten. Denn auf diesen ist vornehmlich zu sehen, weil es Hosea in seiner Weissagung hauptsächlich mit Israel zu tun hat. Die Zeiten dieses Jerobeams werden uns im 2 Buch der Könige 14, 23 — 29. kurz beschrieben, und das muß man sich zum Verständnis des Propheten wohl ins Gemüt drücken. Die benannten Könige in Juda regierten erst nach Jerobeam, woraus zu schließen, daß der Prophet Hosea noch über Jerobeams Zeiten hinaus gelebt, und Vieles von seiner Weissagung noch selbst in der Erfüllung gesehen, bei dem Umsturz des Reichs Israel aber sich nach Judäa gewendet habe. Hosea traf also das Volk unter einem vor GOtt verschuldeten, und unter Seinen Gerichten gedrückten Zustand an, doch so, daß GOtt wirklich auf war, sich durch eine nochmalige Hülfe an ihnen zu verherrlichen, welche Sie aber, wie alles Vorige, zur Sicherheit mißbrauchten, und sich also den endlichen Untergang ihres Reiches zuzogen; unter dessen Ankündigung bei dem Propheten gleichwohl immer wieder tröstliche Verheißungen vom zukünftigen Guten hervorblickten. Die drei ersten Kapitel hangen besonders zusammen, und bestehen in Geschichten und Weissagungen zugleich, die beide dahin gehen, dem Volk seine Schuld und Strafe, samt dem neuen Gnaden=Antrag vorzuhalten, und unter des Propheten Heirat und ehelicher Gemeinschaft mit Gomer, der Tochter Diblaim, abzubilden. Text: Hosea 1,1 Die Aufschrift des Buchs (V. 1). Text: Hosea 1,2 Der unerwartete Befehl GOttes an den Propheten, ein Hurenweib zu nehmen, samt kurzem Fingerzeig auf die hierunter liegende Absicht. Um sich leichter hierein finden zu können, muß man den Zustand des Israelitischen Volks und der Kirche sich recht vorstellen. Diese waren nämlich vorn Gottesdienst zu Jerusalem ganz abgerissen, zu der abgöttischen Anbetung der güldenen Kälber verleitet, und tiefen darin der Hurerei nach. Doch wollte sie GOtt niemalen so gar aufgeben, daß Er sie wie andere heidnische Völker geachtet hatte; sondern dachte immer an Seinen Bund, m und suchte auch zu den Zelten ihres größten Verfalls noch Kinder aus dieser Kirche zu zeugen und zu erziehen. Diese göttliche Herunterlassung recht vorzustellen, diente diese Heirat des Propheten, der damit zum Zeichen gesetzt ward. Soviel es menschlicher Weise ein redliches und zu GOtt gezogenes Gemüt kostet, eine Gemeinschaft mit solch einer Person einzugehen, so groß ist GOttes Nachgeben zu achten, das Er an Israel bewies. Text: Hosea 1,3-9 Des Propheten schleuniger Gehorsam, und die aus dieser gestifteten Ehe erzeugten Kinder, und deren auf göttlichen Befehl erhaltene bedenkliche Namen V. 3-9 Jesreel war ein ehemaliger Sitz der Könige In Israel, woselbst sonderlich zu Ahabs Zeiten, und bei Ausrottung seines Samens durch Jehu viel Merkwürdiges vorging. Daß des Propheten erster Sohn den Namen Jesreel bekam, war ein Zeichen, daß nun dieses Orts und seiner Schuld besonders vor GOtt gedacht werde, wie Offenb. 16, 49, 19. das die nächste Vorbereitung auf Babylons Gericht ist, daß es hieß, und Babylon, der großen, ward gedacht vor GOtt, ihr zu geben den Kelch des Weins von Seinem grimmigen Zorn Jehu bewies zwar in Ausrottung des Hauses Ahabs und seiner Greul großen Eifer aber sonst wenig rechtschaffenes Anhangen an das Gute. Darum ward er mit dem Sitzen seiner Kinder bis ins vierte Glied auf dem Thron Israels abgefertigt; und Jerobeam war nun wirklich sein drittes Glied, mit dessen Sohn gings denn vollends aus. Die Namen der beiden folgenden Kinder kündeten mit aufsteigender Schärfe die bisherige Barmherzigkeit GOttes, und den daher genossenen Schutz auf und die unausbleiblichen Gerichte an. Das heißt schon bei Mose: Sie sollen inne werden, was es ist, wann ich die Hand abziehe, oder eigentlich: Wann man mich von meinem Gnadenvorsatz abbringt. Es ist viel jämmerlicher, als irgend eine Trennung zwischen Eheleuten oder Verlobten sein kann, wenn GOtt denen, die sein Volk waren, also aufkündet. Ich will euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein, hieß sonst die ganze Bundesformel. Das eine hatten sie durch ihren Unglauben zerbrochen: Ihr seid nicht mein Volk; damit haben sie den HErrn zum Eifer gereizet, daß Er das erste auch aufgekündet, doch nicht ausdrücklich die ganze Bundesformel zurückgenommen, noch gesagt hat: Ich will nicht euer GOtt sein; sondern im Eifer die Rede abgekürzt hat: Ich will nicht der Eure sein; wobei noch Raum bleibt zu der Gnade, die noch über sie aufs Neue aufwachen wird. Von welcher sogleich ... Text: Hosea 1,10-2,1 ... köstliche Öffnung ins Vaterherz GOttes macht, der auch im Zorn der Barmherzigkeit gedenkt, und beweist, daß Sein Zorn eigentlich Eifer ist, der das Leidige, so zwischen die anfängliche Liebe gekommen ist, empfindet, und mit Ernst wegräumt, aber immer den Bedacht hat, der ersten Liebesgemeinschaft wieder aufzuhelfen. Über der Vermehrung der Kinder Israel hat von jeher eine besondere göttliche Vorsehung gewaltet, und daß Sie nach so gewaltigen Gerichten wieder zu solch starker Anzahl gekommen sind, als sich heutigen Tags findet, ist nichts Geringes, und von GOtt zu weiterem Großen aufgespart. Und in solcher Menge und noch dazu an dem Ort, in dem Land ihres vormaligen Aufenthalts soll diese selige Veränderung mit ihnen vorgehen. Ach wem wird wohl dies Evangelium an die aus Neue begnadigten Juden anvertraut werden, wer wird diese holdselige Stimme führen dürfen: O ihr Kinder des lebendigen GOttes Vermutlich aus ihnen selber wird sich GOtt solche Werkzeuge erwecken die bald im Glauben so erstarken, daß sie zu Anderer Gewinnung und Stärkung ihrer Brüder viel werden beitragen können, durch den Zuspruch: sie seien mein Volk sie seien in Gnaden. Denn das werden nicht gerade Predigten, wie von der Kanzel herunter sein, sondern Zusprüche und Handreichung unter einander, im täglichen Umgang, Reden, daß es Gnade gibt dem, der es hört Eph. 4:29.
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